Perfektionismus und Burnout: Ein toxisches Duo
- Michaela Perteneder
- 4. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Wie hohe Ansprüche uns in die Erschöpfung treiben

Eine Geschichte aus dem Leben
Anna war eine erfolgreiche Managerin in einem großen Unternehmen. Mit 35 Jahren hatte sie bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich und war bekannt für ihre akribische Arbeitsweise und ihren unermüdlichen Einsatz. Doch hinter der glänzenden Fassade verbarg sich eine andere Realität. Anna war ständig erschöpft, konnte nachts kaum schlafen und fühlte sich zunehmend isoliert. Der Druck, immer perfekt zu sein, hatte sie in einen Zustand der totalen Erschöpfung getrieben. Eines Tages, nach einem besonders stressigen Meeting, brach sie zusammen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Burnout.
Was ist Perfektionismus?
Perfektionismus ist das Streben nach Fehlerlosigkeit und die Tendenz, extrem hohe Standards an sich selbst und andere zu setzen. Perfektionisten sind oft sehr selbstkritisch und haben Angst vor Fehlern und Misserfolgen. Diese Eigenschaften können zwar zu hohen Leistungen führen, aber sie haben auch eine dunkle Seite. Perfektionismus kann zu chronischem Stress, Angstzuständen und einem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit führen. Perfektionismus ist eine Persönlichkeitsstruktur, die durch hohe Standards und den Drang nach Fehlerlosigkeit gekennzeichnet ist. Während diese Eigenschaft in vielen Bereichen des Lebens als positiv angesehen wird, kann sie auch erhebliche negative Auswirkungen haben. Perfektionisten setzen sich oft unrealistische Ziele und erleben intensiven Stress, wenn sie diese nicht erreichen. Dieser ständige Druck kann zu emotionaler Erschöpfung, einem zentralen Merkmal von Burnout, führen.
Wie erkennt man, ob man ein Perfektionist ist?
Hier sind einige Fragen, die Ihnen helfen können, festzustellen, ob Sie perfektionistische Tendenzen haben. Wenn Sie viele dieser Fragen mit "Ja" beantworten, könnten Sie gefährdet sein:
Haben Sie oft das Gefühl, dass Ihre Arbeit nie gut genug ist?
Setzen Sie sich selbst extrem hohe Ziele und sind enttäuscht, wenn Sie diese nicht erreichen?
Verbringen Sie viel Zeit damit, kleine Fehler zu korrigieren, auch wenn sie kaum auffallen?
Haben Sie Angst davor, Fehler zu machen oder zu versagen?
Fühlen Sie sich oft gestresst oder ängstlich, weil Sie das Gefühl haben, nicht perfekt zu sein?
Vermeiden Sie es, neue Aufgaben oder Herausforderungen anzunehmen, aus Angst, nicht gut genug zu sein?
Sind Sie sehr selbstkritisch und haben Schwierigkeiten, sich selbst zu loben oder anzuerkennen?
Haben Sie Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren, weil Sie glauben, dass niemand sie so gut erledigen kann wie Sie?
Wenn Sie diese Fragen ehrlich beantworten, können Sie besser einschätzen, ob Perfektionismus ein Thema für Sie ist und ob Sie möglicherweise Maßnahmen ergreifen sollten, um Stress und Burnout zu vermeiden.
Ursachen von Perfektionismus
Perfektionismus entwickelt sich selten über Nacht. Oft ist er das Ergebnis von Erfahrungen und Einflüssen, die in der Kindheit und Jugend beginnen. Häufige Ursachen liegen in strenger Erziehung. Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, in dem hohe Erwartungen und strenge Regeln herrschen, entwickeln oft perfektionistische Tendenzen. Sie lernen, dass Fehler inakzeptabel sind und dass nur Perfektion Anerkennung bringt. Menschen, die von Natur aus hohe Ansprüche an sich selbst haben und stets das Beste erreichen wollen, neigen eher zu Perfektionismus. Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse spielen ebenso eine Rolle. In Leistungsgesellschaften, in denen Erfolg und Perfektion hochgeschätzt werden, kann der Druck, perfekt zu sein, besonders groß sein. Der ständige Vergleich mit anderen, insbesondere in Zeiten von Social Media, kann das Gefühl verstärken, dass man perfekt sein muss, um akzeptiert zu werden. Auch spielen Erfahrungen von Lob und Kritik eine tragende Rolle. Diese Ursachen können dazu führen, dass Perfektionismus tief in der Persönlichkeit verankert wird und sich in verschiedenen Lebensbereichen manifestiert. Es ist wichtig, diese Wurzeln zu erkennen, um gezielt daran arbeiten zu können.
Einblick in Burnout
Burnout ist ein Zustand der totalen körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress und Überforderung verursacht wird. Die Symptome von Burnout sind vielfältig und umfassen extreme Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magenprobleme. Burnout kann schwerwiegende Auswirkungen auf das berufliche und private Leben haben und erfordert oft eine lange Erholungsphase.
Wie erkennt man, ob man Burnout gefährdet ist?
Hier sind einige Fragen, die Ihnen helfen können, festzustellen, ob Sie Burnout-gefährdet sind. Wenn Sie viele dieser Fragen mit "Ja" beantworten, könnten Sie gefährdet sein:
Fühlen Sie sich ständig erschöpft, auch nach ausreichend Schlaf?
Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Ihre Gedanken zu ordnen?
Fühlen Sie sich emotional ausgelaugt und haben wenig Freude an Aktivitäten, die Ihnen früher Spaß gemacht haben?
Haben Sie häufig körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenprobleme oder Muskelverspannungen?
Fühlen Sie sich zunehmend isoliert und haben das Gefühl, dass niemand Ihre Situation versteht?
Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Arbeit oder Ihre Aufgaben überwältigend sind und Sie sie nicht bewältigen können?
Fühlen Sie sich oft gestresst und haben Schwierigkeiten, sich zu entspannen?
Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Leistung bei der Arbeit oder im Alltag nachlässt?
Wenn Sie diese Fragen ehrlich beantworten, können Sie besser einschätzen, ob Sie möglicherweise Burnout-gefährdet sind und ob Sie Maßnahmen ergreifen sollten, um Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu schützen.
Die Korrelation zwischen Perfektionismus und Burnout
Perfektionismus und Burnout: Ein toxisches Duo! Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Burnout belegen. Eine Untersuchung der Fern-Universität in Hagen zeigte, dass perfektionistische Selbstdarstellung und Burnout positiv korreliert sind. Perfektionistische Selbstdarstellung umfasst das Bedürfnis, anderen gegenüber perfekt zu erscheinen und Fehler zu vermeiden. Diese Facette des Perfektionismus führt dazu, dass Betroffene ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und sich selbst überfordern, was das Risiko für Burnout erhöht. Die Studie fand heraus, dass alle drei Facetten der perfektionistischen Selbstdarstellung – das Vermeiden von Imperfektion, das Streben nach Perfektion und die Selbstdarstellung als perfekt – positiv mit Burnout korreliert sind
Eine andere Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München fand heraus, dass Perfektionismus ein signifikanter Prädiktor für Burnout ist. Diese Untersuchung zeigte, dass Perfektionismus nicht nur mit Burnout korreliert, sondern auch ein starker Prädiktor für die Entwicklung von Burnout-Symptomen ist. Die Studie betonte, dass sowohl adaptive als auch maladaptive Formen des Perfektionismus das Risiko für Burnout erhöhen können. Adaptive Perfektionisten setzen sich hohe Ziele und streben nach Exzellenz, während maladaptive Perfektionisten sich durch übermäßige Selbstkritik und Angst vor Fehlern auszeichnen.
Die psychologischen Mechanismen, die den Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Burnout erklären, sind vielfältig. Perfektionisten neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen und sich selbst zu überfordern. Sie setzen sich unrealistische Ziele und erleben intensiven Stress, wenn sie diese nicht erreichen. Dieser ständige Druck kann zu emotionaler Erschöpfung, einem zentralen Merkmal von Burnout, führen. Zudem haben Perfektionisten oft Schwierigkeiten, sich zu entspannen und abzuschalten, was zu chronischem Stress und letztlich zu Burnout führen kann.
Insgesamt zeigt die Forschung, dass Perfektionismus und Burnout eng miteinander verbunden sind und dass präventive Maßnahmen und Interventionen notwendig sind, um das Risiko für Burnout zu reduzieren. Durch das Verständnis der psychologischen Mechanismen und die Anwendung geeigneter Strategien können Perfektionisten lernen, ihre hohen Standards zu bewahren, ohne ihre Gesundheit zu gefährden.
Warum führt Perfektionismus zu negativen Konsequenzen?
Perfektionismus kann auf verschiedene Weise negative Auswirkungen haben!
Chronischer Stress und Burnout: Der ständige Druck, perfekt zu sein, führt zu anhaltendem Stress, der schließlich in Burnout münden kann.
Angst und Depression: Die Angst, Fehler zu machen oder den eigenen hohen Standards nicht gerecht zu werden, kann zu Angstzuständen und Depressionen führen.
Verminderte Produktivität: Paradoxerweise kann Perfektionismus die Produktivität mindern, da Perfektionisten oft zu viel Zeit mit Details verbringen und Schwierigkeiten haben, Aufgaben abzuschließen.
Schlechtere Beziehungen: Perfektionismus kann zu Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen führen, da Perfektionisten oft unrealistische Erwartungen an andere haben und Schwierigkeiten haben, Fehler zu verzeihen.
Geringes Selbstwertgefühl: Perfektionisten neigen dazu, sich selbst hart zu kritisieren und ihre Leistungen abzuwerten, was zu einem geringen Selbstwertgefühl führen kann.
Diese negativen Konsequenzen machen sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar. Im beruflichen Kontext kann Perfektionismus zu Überarbeitung und Erschöpfung führen. Im privaten Bereich können Beziehungen unter den hohen Erwartungen und der ständigen Kritik leiden. Insgesamt kann Perfektionismus die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Risiko für psychische und physische Erkrankungen erhöhen.
Strategien zur Vermeidung von Burnout
Selbstakzeptanz üben: Perfektionisten sollten lernen, sich selbst so zu akzeptieren, wie sie sind, und ihre eigenen Grenzen anzuerkennen.
Realistische Ziele setzen: Es ist wichtig, realistische und erreichbare Ziele zu setzen, anstatt nach unerreichbarer Perfektion zu streben.
Pausen einlegen: Regelmäßige Pausen und Erholungsphasen sind entscheidend, um sich zu regenerieren und neue Energie zu tanken.
Unterstützung suchen: Der Austausch mit Kollegen, Freunden oder einem Coach kann helfen, Stress abzubauen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Work-Life-Balance: Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist essenziell, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Um das Risiko für Burnout bei Perfektionisten zu reduzieren, sind präventive Maßnahmen und Interventionen notwendig. Psychologische Beratung und Therapie können helfen, maladaptive Perfektionismusmuster zu erkennen und zu verändern. Techniken wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können dazu beitragen, unrealistische Erwartungen zu reduzieren und gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Zudem können Entspannungstechniken und Stressmanagement-Programme helfen, den Druck zu mindern und die emotionale Erschöpfung zu reduzieren.
Liebe Leserinnen, Perfektionismus mag auf den ersten Blick wie eine Tugend erscheinen, doch er kann auch eine gefährliche Falle sein. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, gesündere und realistischere Maßstäbe zu setzen. Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden sind wichtiger als jede berufliche Leistung. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, setzen Sie klare Grenzen und suchen Sie Unterstützung, wenn Sie sie brauchen. Gemeinsam können wir den Teufelskreis von Perfektionismus und Burnout durchbrechen und ein erfüllteres, gesünderes Leben führen.
Bleiben Sie stark und achten Sie auf sich!
Perfektionismus ist die höchste Form der Selbstsabotage." – Anne Wilson Schaef
Michaela Perteneder, MBA
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